Meine Reise nach Fujian, bzw. Fuding beginnt mit einem obligatorischen Besuch bei meiner Großtante in Wenzhou, nördlich der Provinz Fujian gelegen. Da einige wenige aus diesem Familienzweig aktiv (kommerziell, aber leider zu klein) oder passiv (Auf dem Land lebend und im Hinterhof eine kleine Parzelle zur Eigenversorgung bewirtschaften) hole ich mir hier schon mal ein paar Infos der Saison und kann auch einige gute Familientees probieren. Dafür bringe ich neben neuen Geschichten aus dem Ausland jede Menge Rittersport und Kinderschokolade zum Verteilen an die Kids.
In Fuding, dem Zentrum und dem Ursprungsort von Bai-Mu Dan, bzw. White Peony, bin ich inzwischen schon das vierte Mal. Ich mag diesen Ort sehr, ganz besonders das Hinterland, wo sich dann in kleinen Abschnitten weite Teeplantagen erstrecken. Ich beziehe mein Airb`n`Style Zimmer, gebe Meldung bei meinen drei festen Terminen und mache mich auf den Weg zur Tee-Touri-Meile im Zentrum. Anders als in der westlichen Welt angenommen wird der weisse Tee aus Fujian eher selten in loser Form angeboten. Die traditionelle und handelsübliche Form sind eher Tee-Ziegel/Tea-Cakes in allen erdenklichen Ausführungen. Die Tourimeile ist voller Läden mit vielen verschiedenen Ziegel-Qualitäten, immer wieder auffallend ist, dass die Preise wieder am steigen sind, ganz besonders für ältere Jahrgänge. Was zu Hause in Europa auch niemand weiss: Bai Mu Dan wird mit dem Alter besser und zum Sammlergegenstand. In Fujian gibt es das Sprichwort: „Innhalb von drei Jahren ist es Tee, von 6-8 Jahre dann Medizin und über 10 Jahren ein Schatz.“
Auf hiesigen Tee Auktionen gehen die Preise für besonders gute Qualitäten bester Jahrgänge in erstaunliche Höhen. Mein Timing ist schlecht. Der Jahrgang 2017 ist sehr bescheiden, wegen andauernder Regenfälle ist ein Ernteausfall von 30-50% in der gesamten Region Fujian-Nord (Flächengröße Schleswig-Holstein) zu verbuchen. Resultierend haben sich Preise spürbar erhöht. Mit vielen aktuellen Informationen gestärkt gehe ich in die Plantagenbesuche. Ich habe diesmal nur Plantagen ausgewählt, die ich bereits die Jahre vorher schon mindestens einmal besucht habe, also ein guter Kontakt schon steht und diese das China/Asien- Biosiegel erfahrungsgemäß lexikalisch als Philosophie umsetzen. Die Auswahl treffe ich eigentlich nur noch aus dem Preis-Leistungsvergleich.
Immer wieder spannend sind die meist informellen „Off-The-Radar“-Märkte, die es natürlich zur Erntezeit zu entdecken gibt. An einer Strassenecke oder Kreuzung treffen sich Menschen um die Mittagszeit mit ihrer Tagesernte und bieten diese an den Meistbietenden an. Die Geräuschkulisse ist immer laut und nur vom Zuhören kann ich auf jeden Dieser Märkte unerwartet viel lernen. Ich bin schon sehr gespannt, ob wir es schaffen werden einige gute Auszüge aus Fuding nach Deutschland zubekommen. Die Preise sind extrem hoch und ich bekam in meiner Woche hier immer wieder das selbe Feedback, wenn es um die Standard-, bzw. Premium-Qualitäten ging. Die Produzenten können die eigenen Stammkunden dieses Jahr voraussichtlich nicht erfüllend beliefern. Ich stelle mich auf viele Telefonate im Anschluß ein, denn an der „Export-Qualität“ habe ich kein Interesse.
Genießt euren Tee!
Stephan
Wir haben euch diesen Tee von unserer Reise mitgebracht:
Bai Mu Dan Cake
Der heißeste Trend in China ist gelagerter Weißer Tee. Wir haben ihn in praktisch portionierte Täfelchen pressen lassen.