Der Koffer ist leer – auf gehts nach Lanka! Sri Lanka, bzw. Ceylon, ist fernab des boomenden Tourismus, ein Epizentrum des Tees. Diese Entwicklung ist Henry Lipton zu verdanken, der das Potenzial erkannte und durch sein Erscheinen die einstigen vom Pilzbefall geplagten Kaffeeplantagen zu prosperierenden Teelandschaften transformierte. Der heutige Anbau ist nach Quantität bis heute für die Teebeutel der westlichen Welt bestimmt, allerdings gibt es mittlerweile auch modernere Verarbeitungsstile mit höchsten Qualitätsansprüchen. Meine Mission ist es, diese zu finden.
Meine Reise zur grünen Insel beginnt am Hamburg Helmut Schmidt Airport worauf ich über Umwege in Amsterdam und Abu Dhabi dann morgens um 05:00 in Colombo ankomme. Ich war dann schon über 24 Std. unterwegs und hatte den Bezug zu Zeit und Raum bereits verloren. Erste Sitzgelegenheit: Zeit für ein kleines Nickerchen. Um kurz vor 07:00 Uhr weckte mich dann ein freundlicher Mitarbeiter vom Zoll – am Baggage Claim ratzen ist nicht. Ich begebe mich Richtung erstes Hotel in Negombo. Hier wieder das selbe Spiel: Den Tag überstehen, um nicht in die Jet-Lag Falle zu geraten.
Für meinen 17 Tage Aufenthalt hatte ich mir einiges vorgenommen und mich bereits bei fünf Plantagen verbindlich angemeldet. Alle fünf Plantagen erfüllten die Grundvorraussetzungen des ökologischen Anbaus, Premiumqualitäten sind im Sortiment und waren in Bezug auf Mitarbeiterführung nicht negativ aufgefallen. Ich hatte mich dafür bei einer regionalen NGO für Menschenrechte informiert. Später gab ich dann noch ein Plus für Plantagen mit Generationswechsel und moderner Ausrichtung. Sri Lanka hat zwar viel Tee zu bieten, aber geschätzte 90% sind Broken- oder Fannings-Erzeugnisse für die Elite der Beutelindustrie.
Im Ersten Zug Richtung Süden mit Etappenziel Akuressa wurden die mir zugetragenen Gerüchte über eingeschränkte Mobilität bestätigt. Die alte Eisenbahn fuhr die meiste Zeit in Gemütlichkeit und da mein Waggon keine Fenster und Türen hatte, war der Zug für die Einheimischen eine Art "Hop-On" Mitfahrgelegenheit.
Die Fahrt war sehr schön – allerdings musste dem Zeitplan geschuldet umdisponiert werden. Die nächsten Etappen durch die südliche Hochebene UVA und Nuvara Eliya erledigte ich per Bus/Taxi und mietete mir vor Ort sofort einen Roller. Die Kosten von 10,- € Tagessatz waren eine sehr lohnende Investition. So konnte ich viel mehr Plantagen besuchen als ich mir vorgestellt hatte. Viele kleine Betriebe waren vorher nicht recherchierbar, mit eigenem Zweirad und offenen Augen schaffte ich es bei 13 Betrieben vorstellig zu werden. Allerdings schieden die meisten mangels Tee-Qualität oder verpatztem Eindruck direkt wieder aus.
Die Besten Eindrücke bot man mir auf den zwei Bio und Fairtrade Plantagen der Familie Chellarm in Haputale/Kotagala und der Bioplantage Galaboda in Akuressa. Beide Unternehmen führen neben den traditionellen Verarbeitungsmethoden auch experimentelle Sorten mit überraschend guten Qualitäten. Wirklich begeistert hat mich der Mitarbeiterumgang bei den Chellarms in Haptale/Kotagala. Jeder Mitarbeiter samt Familie erhält eine medizinische Versorgung, für alle Kinder der Mitarbeiter wird das Schulgeld auf Firmenkosten beglichen. Frau Chellarm bietet in den Besprechungsräumen zusätzlich Nachhilfe an. Auch bei meinen zwei unangekündigten Besuchen war eine gute Stimmung unter der Belegschaft. Ich wünsche mir vom Herzen, dass ich irgendwann einmal nach Lanka reise und diese Form des Teeanbaus Normalität geworden ist.
In den Monaten Januar und Februar wächst der Tee in den Highlands angeblich etwas langsamer und liefert besonders gute Erzeugnisse, ich habe mich für 2018 zur Begutachtung angemeldet.
Auf bald, liebe Grüße und genießt euren Tee!
Stephan
Wir haben euch diese Tees von unserer Reise mitgebracht:
Two leaves one bud
The King is dead – Long Leaf the Emperor. Ein prämierter Ceylontee, der inspiriert wurde durch chinesischen Dian Hong Cha. Ein Fundstück. Eine Rarität!
Orange Pekoe Grade A
Für Sri Lanka typische Citrus-Malz-Geschmacksnoten. Untypisch ist die Bio-Zertifizierung sowie die größere Blattgradierung.